Die Böse Burgauer Burgfrau

Wieder einmal mußte der Burgauer Burgherr mit Knappen und Knechten gegen die Feinde im Osten ziehen. Zurück im großen Schloß blieben die schöne Frau des Burgherrn und der Burgverwalter, der den Auftrag erhielt, sowohl auf die Burg als auch auf seine Herrin zu achten.

Der Krieg dauerte überaus lange, und obwohl schon rund ein Jahr vergangen war, wußte man in Bugau, daß der Schloßherr noch lange bei seinen Soldaten zu verweilen hatte. Niemand rechnete mit seiner Rückkehr, weshalb das Staunen besonders groß war, als der Burgherr hoch zu Roß gegen sein Schloß galoppierte. Doch in der Burg war der Schrecken groß, als man erfuhr, daß der Herr auf dem Weg nach Hause war. Denn die Schloßfrau gebar in Abwesenheit ihres Mannes ein Mädchen, dessen Vater der Burgverwalter war. Nach einer hektischen Beratung wurde eine im Schloß lebende Frau mit der Beseitigung des Kindes beauftragt. Schnell packte sie das wehrlose Kind und lief mit ihm in den Schloßerker, wo sie das kleine unschuldige Wesen mit dem Kopf nach unten an die Mauer warf, sodaß es sofort tot war. An der Wand jedoch verblieb ein roter Fleck, der trotz größter Bemühungen nicht wegzuwaschen war.

Der Burgherr, vorerst noch ahnungslos, erfuhr bald, was während seiner Abwesenheit geschehen war. Erbarmungslos ging er gegen seine Frau vor, die er sofort ins Bugverlies sperren ließ. Einige Zeit später wurde sie beim Galgenkreuz hingerichtet.

Obwohl bereits Jahrhunderte verstrichen sind, kommt es beim Schloß Burgau Jahr für Jahr zu derselben Zeit zu einem besonderen Ereignis. Um Mitternacht, in welcher Nacht weiß niemand, läuft ein kleines weißes Schaf mit einer silbernen Glocke um den Hals um die Burg. Es handelt sich dabei um das verwunschene arme kleine Kind, das so schändlich im Burgerker getötet wurde. Würde ein Burgauer das Schaf sehen und ansprechen, so wäre das Mädchen erlöst.